Verantwortung für Afghanistan

Verantwortung für Afghanistan

„Afghanistan – Nebendarsteller im eigenen Krieg“

inSi e.V. organisiert Podiumsdiskussion

80 Besucher:innen bei Veranstaltung in der Gems

Nach der Machtübernahme der Taliban bleibt die Lage der Menschen in Afghanistan dramatisch, auch wenn das Thema allmählich aus den Nachrichten verschwindet. Was brauchen wir, um dennoch Verantwortung für Afghanistan zu übernehmen? Um dieser Frage nachzugehen, diskutierten in der Singener Gems Vertreter:innen aus Wissenschaft und Politik sowie Betroffene aus Afghanistan. Die Veranstaltung wurde moderiert von Dr. Kathrin Leipold, Wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt an der Universität Konstanz. „Die Podiumsdiskussion, hat mir einmal mehr gezeigt, wie wichtig das Zusammenspiel zwischen Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Politik ist. Um solidarische Bündnisse und Strukturen aufzubauen und zu erhalten, braucht es einfach Partner:innen aus unterschiedlichen Bereichen“, fasste die Moderatorin Leipold die ausgebuchte Veranstaltung zusammen.

Stimmen aus Wissenschaft, Politik und Afghanistan

Auf dem Podium veranschaulichte Jasamin Ulfat-Seddiqzai, Lehrbeauftragte an der Universität Duisburg-Essen und freie Journalistin, die Wahrnehmung Afghanistans durch die westliche Welt und wie Afghanistan zum Spielball zweier Großmächte werden konnte. „Afghanistan wurde zum Nebendarsteller im eigenen Krieg“, berichtete die Expertin für postkoloniale Perspektiven auf Afghanistan.

Nusrat Iqbal, Jurist und Journalist aus Afghanistan, verließ nach einmonatiger Haft und Folter Afghanistan und lebt seit 2016 in Deutschland. Bei der Veranstaltung berichtete Nusrat Iqbal über die aktuelle Situation in Afghanistan nach der Machtübernahme durch die Taliban.

Ajmal Farman, Vorsitzender des Vereins „Unser buntes Engen“ gab zwei evakuierten Journalist:innen eine Stimme, die Afghanistan nach der Machtübernahme durch die Taliban verlassen konnten und inzwischen in Radolfzell leben. „Die Belastungen durch die aktuelle Situation in Afghanistan und durch die Evakuierung waren so groß, dass die beiden Journalist:innen heute nicht persönlich dabei sein können“, bat Farman um Verständnis.

FDP und Grüne fordern humanitäre Hilfe und Unterstützung der Frauen

Bei der Podiumsdiskussion waren auch die FDP-Bundestagsabgeordneten, Dr. Ann-Veruschka Jurisch (FDP) sowie die Landtagsabgeordnete Dorothea Wehinger (Grüne) vertreten. Jurisch ist davon überzeugt, dass die internationale Gemeinschaft die humanitäre Hilfe für Afghanistan fortsetzen und angesichts des jetzigen Endes von bilateraler Entwicklungszusammenarbeit sogar intensivieren solle. „Die Anwesenheit von internationalen Helfern bietet den Menschen zumindest ein bisschen Schutz – und etwas Hoffnung in einer sehr schwierigen Situation.“ Dabei sollten möglichst auch Bildungsprojekte im Rahmen von humanitärer Hilfe weiter berücksichtigt werden. Gleichzeitig sprach sich Ann-Veruschka Jurisch dafür aus, den deutschen Afghanistan-Einsatz im Rahmen einer Enquete-Kommission umfassend aufzuarbeiten. Ziel müsse sein, aus den Fehlern zu lernen und Deutschland in die Lage zu versetzen, künftig koordinierter und mit einer klaren Strategie international vorzugehen.

Die Landtagsabgeordnete Dorothea Wehinger verwies insbesondere auf die dramatische Situation der Frauen in Afghanistan: „Die humanitäre Situation in Afghanistan ist besorgniserregend. Mich schockiert, welchen Repressalien Frauen ausgesetzt sind, wie sie um ihr Leben bangen müssen, wie ihnen jegliche Eigenständigkeit genommen wird und auch, wie viele Frauen schon ermordet wurden. Wir dürfen uns nicht wegducken, sondern müssen den afghanischen Frauen unsere Solidarität zeigen.“ Die Landtagsabgeordnete sieht hier ebenfalls die Politik in der Verantwortung: „Auch Baden-Württemberg steht in der Pflicht, Ortskräfte und deren Familienangehörige aufzunehmen. Dafür setzen wir uns ein“, so Wehinger.

Netzwerk für Afghan:innen in der Diaspora

An der Veranstaltung in der Gems nahmen 80 Besucher:innen teil, die im Anschluss an die Fachbeiträge die Gelegenheit hatten sich mit Fragen und Anregungen an die Podiumsgäste zu wenden. Es wurde u. a. angeregt, das Netzwerk der in Deutschland lebenden Afghan:innen zu stärken. Darüber hinaus wurde diskutiert inwieweit auch unter dem Regime der Taliban momentan Hilfe vor Ort in Afghanistan geleistet werden kann und ob die Möglichkeit besteht, Familienangehörige und Freund:innen aus Afghanistan nach Deutschland zu holen.

Die Podiumsdiskussion wurde in Kooperation von inSi e.V. – Integration in Singen, der Stabsstelle Kommunale Integration der Stadt Singen, Unser buntes Engen e.V. und dem Forschungsinstitut für Gesellschaftlichen Zusammenhalt an der Uni Konstanz organisiert. Die Veranstaltung wurde im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert und durch die Singener Kriminalprävention (SKP) unterstützt.

 

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